fbpx
Schriftgröße: +

Aufschlag und Block bringen Arena zum Beben

UP_8L8A8456_b_web

Zwei Sätze lang spielt der GeilsteClubderWelt phänomenal auf und bringt die United Volleys gehörig ins Wanken. Aber die Gäste fangen sich und entführen am Samstag zwei Punkte aus der GCDW-Arena. Das 2:3 (25:17, 25:21, 17:25, 20:25, 10:15) bietet alles, was ein packendes Volleyball-Match ausmacht.

"Ich habe noch nie so oft die Block-Hymne spielen müssen", leitet Hallensprecher "König" Alex Tropschug sein Trainer-Interview nach der Partie mit Max Hauser ein. Der GCDW-Coach ist nach den aufreibenden 120 Minuten gegen Rhein-Main noch ein wenig sprachlos. "Dass wir diesen phänomenalen Aufschlagdruck nicht aufrechterhalten konnten, war fast klar", stellt Hauser die zweite Säule der 2:0-Satzführung gegen den Favoriten heraus. Gästetrainer Michael Warm setzte sogar noch einen drauf: "Ich habe Herrsching noch nie so stark spielen sehen wie in den ersten beiden Sätzen. Allergrößten Respekt, Hut ab!" Auch Rückkehrer Patrick Steuerwald erkannte: "Mehr als diese zwei Punkte war nicht drin. Wir können glücklich sein." Nach der Halbzeitpause drehte sich die Partie. Zum einen wurden die Gäste stärker, zum anderen wurden auch die strittigen Entscheidungen häufiger. Was auch an Herrschings Trainer Max Hauser nicht spurlos vorüberging: "Eigentlich wollte ich mich heute mit dem Coaching bewusst zurückhalten. Schließlich war im Training alles besprochen." Hausers Einlassungen gipfelten schließlich in einer roten Karte im fünften Satz. Bis dahin hatte der GCDW-Coach beruhigend auf sein Team einwirken müssen. Michal Sládecek holte Hauser zweimal persönlich zur Auszeit ab, um ihn vor Ungemach zu bewahren. Als die Partie schon lange beendet war, es wurde bereits abgebaut, erklärte der Trainer dem Schiedsrichtergespann seine Sichtweise noch einmal in aller Ruhe. Ob und wie sich beide Seiten geeinigt haben, ist nicht überliefert.

Zunächst begann der Abend mit einer Hiobsbotschaft: Tom Strohbach musste krankheitsbedingt passen. "Er liegt flach", so der knappe Kommentar von Marketing-Manager André Bugl, der auch klarmachte: "Gegen die Topteams kann man immer mehr Risiko gehen. Wenn es nicht klappt, ist keiner so richtig böse. Wenn es aber klappt, freut sich jeder." Und wie es zu Beginn klappte! Zwar leuchtet ein 0:3 von der Anzeigetafel, das GCDW-Team musste sich erst kurz schütteln, die Umstellung verkraften. Für Tom Strohbach rückte Jose Gomes in die Startformation. Doch dann geht die wilde Fahrt los. Das 1:3 erzielte Tim Peter, danach folgte Mittelblocker Andre Brown mit einem direkten Punkt und einem Block. Zum 4:3 landete eine Abwehr der Frankfurter an der Decke. Zum 5:3 und 6:3 servierte Michal Sládecek derart hart, dass auch die Annahme an die Hallendecke segelte. United-Kapitän Sebastian Schwarz verging Hören und Sehen. Als dann noch Moritz Karlitzek ungenau zielte, stand es bereits 7:3 für die Gastgeber. Beflügelt von dieser Serie spielte der GeilsteClubderWelt wie aus einem Guss - und Frankfurt an die Wand. Wie eine Wand stand auch der Block, als Andre Brown im Anschluss an die nächsten Sládecek-Service-Winner zwei Angriffe der Gäste erstickte, auf 21:15 stellte und damit die Nikolaushalle zum Beben brachte. Kommentar vom König via Mikrophon: "Der Block steht wie Granit!" Bezeichnend dann das Satzsende: Christoph Marks hämmert einen Aufschlag zum 25:17 übers Netz, den keiner der Rot-Blauen entschärfen kann. Zuvor hatte er trickreich noch die kurze Service-Variante gewählt und ebenfalls gepunktet.

In Durchgang zwei läuft es ganz ähnlich ab. Wieder geht der GeilsteClubderWelt früh in Führung und wieder sind Block und Aufschlag die wesentlichen Bestandteile im GCDW-Mix. Zuerst versenkt Andre Brown seinen Angriffsschlag mit Wucht (3:2), im Anschluss folgt ein Block, bei dem er sich ganz hoch schraubt und sogar einen Lob erwischt (4:2). Auch in der Folge ist Herrschings Blockarbeit vorbildlich. Nach einem Rückraum-Angriff von Tim Peter (7:5) und einem Aus-Ball der Gäste, packt der Block zum 9:5 zu, ehe wieder eine Aufschlagserie gelingt. Christoph Marks serviert zweimal knallhart, um danach die kurze Variante nachzuschieben und auf 12:5 zu stellen. Julian Zenger, seines Zeichens Libero der deutschen Auswahl, kann nur noch den Kopf schütteln. Zweimal verreißt er die Annahme an die Decke, beim dritten Marks-Winner kommt er nicht rechtzeitig los und muss den Ball vor sich aufkommen lassen. Die Gäste bäumen sich noch einmal auf, knabbern den GCDW-Vorsprung bis auf 23:21 weg, doch die letzten beiden Punkte macht Herrsching. Den langen Ballwechsel, bei dem Jose Gomes mehrere Chancen liegenlässt, beendet schließlich Topscorer Christoph Marks. Tim Peter verwertet gleich den ersten Satzball.

Man hatte den Eindruck, die Halbzeitpause war den Gästen sehr willkommen. Jedenfalls kamen sie verändert aufs Parkett zurück. Nicht nur personell (für Sebastian Schwarz und Lincoln Williams kamen Robert Aciobanitei sowie Issei Otake), sondern auch spielerisch zeigten die Hessen mehr und mehr ihre Klasse. "Wir haben natürlich auch taktisch etwas verändert, aber nur Kleinigkeiten", so United-Coach Warm hinterher. "In erster Linie haben wir den Respekt abgelegt - und mussten hoffen, dass der Aufschlagdruck von Herrsching nachlässt." In Durchgang drei lag der GeisteClubderWelt fast ständig im Rückstand. Jose Gomes konnte zwischenzeitlich mit zwei erfolgreichen Schmetterbällen hintereinander zum 8:8 ausgleichen, zwei Service-Winner in Serie von Tim Peter brachten den GCDW wieder heran (15:16). Doch etliche der folgenden Angriffschancen vergab das Hauser-Team und verlor die nächsten sieben Punkte bis auf 15:23 - die Vorentscheidung.

Das 17:25 musste beim GCDW erst verdaut werden, während auf der anderen Seite des Netzes die Zuversicht wuchs. Als Tobias Krick zusammen mit Issei Otake ein Block gelingt, 2:6 steht es da bereits gegen den GCDW, huscht dem Japaner ein Lächeln über das Gesicht. Langsam bekommen die Gäste Spaß am Match. Herrsching tut sich dagegen schwer, gibt aber nicht auf. Bis auf 14:16 und 17:20 geht es noch einmal heran, während in der Schlussphase nichts mehr zu holen ist. Einige Eigenfehler und Diskussionen später steht es 20:25 und es geht in den Tiebreak.

Im Entscheidungssatz angekommen, startet der GeilsteClubderWelt motiviert, nun gelingen auch die Aufschläge wieder. Nachdem Christoph Marks mit einem Lob noch Glück hat (6:7), lässt er einen Service-Winner zum 7:7-Ausgleich folgen. Beim folgenden Ballwechsel bekommt der GCDW-Block keinen Zugriff (7:8), danach wird viel diskutiert, ob Frankfurt seinen Angriff überhaupt aufbauen durfte oder der vorige Angriffsschlag überhaupt nicht beim GCDW ankam. Nach einer Auszeit von Max Hauser geht die Diskussion minutenlang weiter. Michal Sládecek muss seinem Trainer die Kunde von der roten Karte vom ersten Schiedsrichter überbringen - Punktabzug. Insgesamt legt der Kapitän die Strecke viermal zurück bis alles geklärt ist. Inzwischen tut auch das Publikum seinen Unmut lautstark kund, Pfiffe sind zu hören, während über die Lautsprecher das Liedchen "Reißt die Hütte ab!" trällert. Aus dem 7:10 macht der GCDW noch ein 10:10, weil Moritz Karlitzek nach der Unterbrechung seinen Aufschlag ins Netz semmelt, Frankfurt in der nächsten Aktion am Netz den Kürzeren zieht und Christoph Marks einen Block nachlegt. Doch die folgenden Punkte gehen allesamt an die Gäste. Der Aufschlag von United-Mittelblocker Tobias Krick rutscht Tim Peter durch die Finger (10:12), sein Angriffsschlag rollt über die Netzkante ins Aus (10:13), Otakes Knaller-Angriff kann Ferdi Tille nicht entschärfen (10:14) und schließlich scheitert Tim Peter mit seinem finalen Angriffsschlag, der das 10:15 bedeutet.

Dass die Spieler des GCDW nach diesem Spielverlauf mit hängenden Köpfen das Spielfeld verlassen, ist mehr als verständlich. Was das Hauser-Team an diesem Abend geschafft hat, ist jedoch mehr wert als der eine Punkt. Die 1.000 Zuschauer wurden in Bann gezogen von einem tollen Volleyball-Match, in dessen Anschluss niemand die Halle verlassen wollte. So fand der Trainer-Talk vor prall gefüllten Rängen statt und die Diskussionen um einzelne Spielszenen dürften auch auf dem Nach-Hause-Weg nicht verstummt sein - mehr geht nun wirklich nicht.